Schweiz
Wahlen 2023

Reaktionen nach der ersten Hochrechnung: «Die Leute haben die Nase voll»

«Die Leute haben die Nase voll» – die Reaktionen auf die Wahlergebnisse

Die Hochrechnungen zeigen grosse Gewinne für die SVP. Die Grünen müssen einen Rückschlag hinnehmen. Auch sonst gibt es Überraschungen. Unsere Reporterinnen und Reporter sind unterwegs, hier sind die Reaktionen.
22.10.2023, 18:4122.10.2023, 21:41
Mehr «Schweiz»

Jürg Grossen, Präsident GLP: «Insgesamt stabile Verhältnisse»

Juerg Grossen, Parteipraesident der GLP Schweiz und Nationalrat GLP-BE, spricht mit einem Journalisten, in der Wandelhalle des Nationalrats, am Wahltag der Eidgenoessischen Parlamentswahlen, am Sonnta ...
Bild: keystone

Das «Verdikt» sei ein «Rechtsrutsch», sagte GLP-Präsident Jürg Grossen in der Präsidentenrunde von Blick TV, aber er sei nicht riesig. Grossen erinnerte daran, dass es 2019 einen Rutsch in die andere Richtung gegeben habe. Damals konnten die Grünen zulegen, die dieses Jahr gemäss einer ersten Hochrechnung über vier Prozentpunkte verlieren könnten. Insgesamt seien die Verhältnisse stabil, es habe sich nicht wahnsinnig viel verändert, sagte Grossen.

Jörg Mäder, GLP-Nationalrat (ZH): «Es geht mir nicht gut»

Der Sitz, den GLP-Nationalratskandidat Patrick Hässig im Kanton Zürich erobern dürfte (siehe oben), ginge auf Kosten von Jörg Mäder. Er verrät, was er macht, sollte er tatsächlich abgewählt werden:

Video: watson/kilian marti

Martin Bäumle, GLP-Nationalrat (ZH): «Es ist kein schönes Resultat»

«Dass wir den sechsten Sitz nur schwer halten können, war leider schon lange klar», sagt der Zürcher GLP-Nationalrat Martin Bäumle im Interview mit Reporter Kilian Marti:

Video: watson/kilian marti

Marco Chiesa, Präsident SVP: «Leute haben die Nase voll»

SVP-Parteipraesident Marco Chiesa, SVP-TI, spricht an einer SVP-Medienkonferenz mit dem Titel "Zuwanderungs-Desaster - so holen wir uns die Kontrolle zurueck", am Donnerstag, 3. August 2023, ...
Bild: keystone

SVP-Präsident Marco Chiesa sieht die Themensetzung seiner Partei im Wahlkampf bestätigt. «Der Trend sagt, die Leute haben die Nase voll von einer masslosen Zuwanderung und dem Asylchaos», sagte Chiesa in der Elefantenrunde bei Blick Online am Sonntag.

«Niemand von euch würde heute in Chiasso leben und wohnen», sagte Chiesa gegenüber den anderen anwesenden Parteipräsidentinnen und -präsidenten. Es würden aber mehr als 600 illegale Migrantinnen und Migranten in Chiasso wohnen, das bewege die Leute, sagte der Tessiner Ständerat weiter.

Ueli Maurer, Ex-SVP-Bundesrat: «Grüne Politik ist nicht realistisch»

Der Ex-Finanzminister zeigte sich heute an der SVP-Wahlfeier im Rössli in Illnau gut gelaunt. Die Korrektur der «unseligen Wahl» vor vier Jahren sei bitter nötig gewesen. Die grüne Politik bezeichnet er als «erfolglos» und nicht realistisch, die SVP hingegen sei pragmatisch, dem hätten die Leute Vertrauen gegeben.

Video: watson/juliette baur

Auch würden die Menschen eine Gewährleistung beim Thema Energieversorgung wollen, so Chiesa weiter. Die SVP wolle in diesem Thema noch mehr politisieren und Lösungen im Bundeshaus auf den Tisch bringen.

Balthasar Glättli, Präsident Grüne: «Eine Schlappe»

Balthasar Glaettli, Parteipraesident Gruene Schweiz und Nationalrat GP-ZH, reagiert kurz vor seinem Radio-Interview, im Vorzimmer des Nationalrats, am Wahltag der Eidgenoessischen Parlamentswahlen, am ...
Bild: keystone

Laut Grünen-Präsident Glättli ist das Wahlresultat für die Grünen eine Schlappe. «Das ist nicht schönzureden», sagte Glättli in der Präsidentenrunde von Blick-TV. Er zeigte sich besorgt aufgrund des SVP-Rutsches.«Das ist ein schlechtes Zeichen für den Klimaschutz, für die Gleichstellung, aber auch für die Beziehungen in Europa.»

Alle anderen Parteien müssten nun zusammenspannen, um eine Politik zu finden, damit es in der Schweiz auch in Zukunft vorwärtsgehe und nicht nur Sündenbock-Politik betrieben werde.

Glättli zeigte sich hoffnungsvoll, dass sich die Resultate noch nach oben korrigieren. «Wir hatten vor vier Jahren an vielen Orten etwas Polster», sagte Glättli. «Ich gehe davon aus, dass ein viel kleinerer Teil an Sitzen verloren geht.»

Thierry Burkart, Präsident FDP: «Klarer Rechtsrutsch»

Thierry Burkart, FDP-AG, Staenderatskandidat und FDP-Parteipraesident im Ratskeller im Grossratsgebaeude in Aarau, am Tag der Eidgenoessischen Wahlen, am Sonntag, 22. Oktober 2023 in Aarau. Die Schwei ...
Bild: keystone

FDP-Präsident Thierry Burkart sieht im «klaren Rechtsrutsch» eine «gewisse Korrektur zu vor vier Jahren». Dieses vorläufige Resultat habe klar damit zu tun, dass das Thema Asyl ein grosses Gewicht erhalten habe. «Wir müssen da konsequenter werden, das ist ein klares Signal und ein Auftrag der Bevölkerung.» Burkart meinte damit, «wer einen positiven Bescheid hat, muss bleiben können, die anderen müssen gehen».

Beat Walti, FDP: «Eine bürgerlichere, liberalere Politik wird möglich sein»

Beat Walti von der Zürcher FDP sieht die aktuellen Hochrechnungen ungern. Sein eigenes Mandat sehe er aber (noch) nicht in Gefahr, sagt er zu Reporter Kilian Marti.

Video: watson/kilian marti

Gerhard Pfister, Präsident Die Mitte: «Vertrauensbeweis»

Nationalrat Gerhard Pfister, spricht ueber die Volksinitiative �Fuer tiefere Praemien ? Kostenbremse im Gesundheitswesen (Kostenbremse-Initiative)�, am Donnerstag, 12. Oktober 2023, in Bern. (KEYSTONE ...
Bild: keystone

Mitte-Präsident Gerhard Pfister verwies darauf, dass die Schweiz in der vergangenen Legislatur eine der schwierigsten Zeiten seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt habe. Dennoch zeige das Resultat, dass sich die politischen Blöcke stabil hielten, das sei auch ein Vertrauensbeweis der Bevölkerung.

Cédric Wermuth, Co-Präsident SP: «Rechtsrutsch macht Sorgen»

SP-Co-Präsident Cédric Wermuth hat gemischte Gefühle mit Blick auf die bisherigen Wahlergebnisse. «Ich bin sehr froh, legen wir etwas zu, gleichzeitig macht uns der Rechtsrutsch Sorgen», sagte Wermuth am Sonntagnachmittag zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

«Wir hatten überraschend positive Resultate, wie etwa in Schaffhausen, wo wir einen Sitz im Ständerat gewinnen könnten», sagte Wermuth. Der «Rechtsrutsch» des Parlaments sei aber in keiner Art und Weise wünschenswert, so Wermuth weiter. «Wir setzen aber trotzdem alles dran, Krankenkassenprämien, Klimapolitik und Gleichstellung voranzubringen», sagte Wermuth.

Fabian Molina, SP-Nationalrat (ZH): «Das ist nicht gut für unser Land»

SP-Nationalrat Fabian Molina hat angesichts des Rechtsrutsches gemischte Gefühle, was die Erfolge der SP angeht. Es werde eine schwierige Legislatur, sagt er bei der Wahlfeier im Café Boy.

Video: watson/kilian marti

Thomas Aeschi, Fraktionspräsident SVP: «Riesige Herausforderung»

SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi ist trotz des stattlichen Gewinns seiner Partei nicht zum Feiern zumute. «Die Herausforderungen in der Schweizer Politik sind riesig», sagte er einer Reporterin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Was der Zuger Nationalrat damit ansprach: die Zuwanderung und den Asylbereich. Zudem habe sich die Sicherheitslage «dramatisch verschlechtert». Die SVP versuche nun, mit der Mitte-Partei und der FDP Mehrheiten zu finden. Es brauche eine neue Politik, die Bevölkerung habe am Wahlsonntag klar einen Richtungswechsel beschlossen. Das Schweizer Volk habe der SVP einen klaren Auftrag gegeben.

Marcel Dettling, Wahlkampfleiter SVP: «Habe es wie mit den Schwingern»

Für SVP-Wahlkampfleiter und Nationalrat Marcel Dettling sieht die Tendenz am Wahlsonntag gut aus. Im Bereich Zuwanderung erwarte das Volk eine massive Kurskorrektur, sagte Dettling der Nachrichtenagentur Keystone-SDA weiter.

Man hoffe nun, dass die FDP und die Mitte selbst auch eine Kurskorrektur vornehmen würden, damit man endlich akzeptable Lösungen hinkriegen würde, sagte Dettling.

Es müsse nun aber abgewartet werden, wie sich die Resultate im Verlaufe des Wahltags weiter entwickeln: «Ich habe es etwas wie mit den Schwingern, nur wenn man drei Gänge gewonnen hat, ist man am Schluss noch nicht der Sieger», so der SVP-Nationalrat aus dem Kanton Schwyz.

(meg/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
228 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Das mittlere Raider
22.10.2023 17:29registriert September 2021
SVP Chiesa will sogar Lösungen auf den Tisch bringen? Ich bin gespannt.
19422
Melden
Zum Kommentar
avatar
iudex
22.10.2023 17:14registriert April 2020
Insbesondere sind den Leuten die Krankenkassen- sowie Mietkosten offenbar doch nicht zu hoch, ist doch auch schön :)
20947
Melden
Zum Kommentar
avatar
tops
22.10.2023 17:18registriert Juni 2018
Ja super Lustig Herr Präsident der aufgehenden Sonne. In Chiasso hat die SVP sagenhafte 11% das muss man sich fast auf der Zunge zergehen lassen, oder? Allerdings haben viele Leute die Nase voll, vor allem vor der SVP und ihrer Bauernschläue. Amerikanische Zustände von dieser Make Switzerland Great Again Partei.
17088
Melden
Zum Kommentar
228
Nach Pflege-Initiative: So will der Bundesrat den Beruf wieder attraktiv machen
2021 wurde die «Initiative für eine starke Pflege (Pflegeinitiative)» angenommen. Der Bundesrat hat jetzt bekannt gegeben, wie er diese ab Juli umsetzen will.

Vom Volk hat der Bundesrat im November 2021 den Auftrag erhalten, die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern und damit insbesondere zu verhindern, dass noch mehr Fachkräfte aus dem Beruf austreten. Die Pflege-Initiative wurde mit 61 Prozent der Stimmen klar angenommen.

Zur Story